Ein Rettungswagen (RTW) fährt auf den Campus der Freien Evangelischen Schule, weil sich ein Schüler oder eine Schülerin verletzt hat. Für die Einweisung des Krankentransportwagens ist das Schüler-Team um Florian Guhr-Schulze verantwortlich. Denn der Schulsanitätsdienst (SSD) ist an der FES fest in Schülerhänden, wenngleich auch der stellvertretende Schulleiter Herr Mierich als Ansprechpartner für die Jungen und Mädchen da ist.
Florian ist derzeit in der zehnten Klasse. Er plant aber, der FES auch nach seinem Schulabgang am Schuljahresende erhalten zu bleiben. Später möchte er gern die GTA „Schulsanitätsdienst“ leiten und wenn er die entsprechenden Scheine erworben hat, die Teenager und Jugendlichen zu Fachkräften im Sanitätsdienst ausbilden. So wäre der SSD an der FES für weitere Jahre gesichert.
Wie alles anfing
Bereits mit acht Jahren ist Florian in die Jugendfeuerwehr eingetreten. Dort kam er erstmalig mit dem Sanitätsdienst in Kontakt. Das Thema fand er so spannend, dass er dabeigeblieben ist und sich auch immer weitergebildet hat. In der vierten Klasse dann schnappte sich Florian den alten Sani-Kasten seiner Eltern, fragte noch ein paar andere Mitschüler und dann sind sie zusammen an der Grundschule über den Schulhof gelaufen. Sie wollten zeigen, dass jemand da ist, sobald es eine verletzte Person gibt.
Die Idee des Schulsanitätsdienstes gibt es schon länger
Florian ist erst seit der neunten Klasse an der Freien Evangelischen Schule Dresden. Aber bereits an seiner alten Schule hatte er die Idee, den Schulsanitätsdienst zu verantworten. Allerdings ist die Umsetzung an der alten Schule recht schnell wieder eingeschlafen, weil die Voraussetzungen und die Unterstützung nicht stimmten. Auch an der FES gab es in der Vergangenheit bereits Schulsanitäter. Aufgrund dessen war man froh, als Florian kam. Er erinnert sich: „Bereits in einem der ersten Gespräche sprach mich der Schulleiter an und fragte, ob ich mir vorstellen könnte, den SSD an der FES zu übernehmen.“
Dieses Angebot stieß bei Florian auf offene Ohren. Gern war er sofort dabei. Zunächst einmal prüfte er, ob denn das Material zur Verfügung steht, was er für den Dienst brauchte. Er fertigte eine Liste an, mit allem, was fehlte. So wurden unter anderem Verbandsmaterial, Funkgeräte und ein neuer Sanitätsrucksack bestellt.
DRK als künftiger Kooperationspartner
Die Schulleitung hat Florian auch dabei unterstützt, einen Kooperationspartner zu finden. Dieser ist insofern wichtig, als sonst die ganzen Kurse selbst bezahlt werden müssten. Derzeit ist die FES noch in Gesprächen mit dem DRK. Florian ist im vergangenen Jahr beim DRK-Jugendrotkreuz eingetreten und hat darüber bereits einen Erste-Hilfe-Kurs, absolvieren können. Das Rotkreuz- Einführungsseminar hat Florian ebenfalls bereits absolviert. Das Seminar ist Voraussetzung dafür, dass Florian die Jugendleitercard macht. Diese benötigt er als SSD-Leiter. Auch die Sanitätsdienstausbildung steht an. Hier lernt er dann die erweiterte Erste Hilfe und noch einige andere wichtige Sachen.
Hat Florian seine Ausbildung abgeschlossen, steht der Kooperation mit dem DRK nichts mehr im Weg. Denn derzeit darf Florian noch kein Wissen vermitteln. Er erzählt den anderen Sani-Mitgliedern lediglich, was er selbst gelernt hat.
Schulsanitäter mit Funkgeräten im Unterricht
Florian legt für den Sani-Dienst den Wochenplan fest. Dafür braucht er die Zuarbeit seiner neun Mitstreiter. Jeder muss sagen, wie er Unterricht hat und wann Klassenarbeiten und Kurzkontrollen geplant sind. Die Jugendlichen, die den Dienst schieben, werden mit einem Funkgerät ausgestattet. In der Regel hat immer einer der fünf ausgebildeten Ersthelfer zusammen mit einem noch unerfahrenen, aber interessierten Schüler Dienst. So können die Nachwuchs-Sanitäter beim Zuschauen gleich lernen.
Kommt es zu einem Zwischenfall, werden die Jungen und Mädchen durch das Sekretariat über das Funkgerät informiert, wo sie hinkommen sollen. Zumeist ist dies das Arztzimmer oder die Turnhalle. Dann schauen die Sanis sich das Problem an und übernehmen die Erstversorgung inklusive Puls- sowie Blutdruckmessung, Wundversorgung oder Kühlung der Prellung. Ob ein Rettungswagen gerufen wird, können die Schüler nur empfehlen, entscheiden muss dies der zuständige Lehrer. Ist dies aber der Fall, wirft sich einer der zwei Schulsanitäter die Weste oder Jacke über und weist den RTW ins Schulgelände ein und führt die Rettungssanitäter gezielt zum verletzten Kind. Auf dem Weg dorthin gibt es für die Rettungskräfte bereits die ersten Informationen über den Vorfall.
Da die Schüler bei einem Vorfall aus dem Unterricht müssen, gelten sie ab diesem Moment als entschuldigt. Trotz allem müssen sie den Stoff nachholen, den sie verpasst haben.
Dienstbereitschaft im Arztzimmer
Neben den spontanen Einsätzen im Unterricht schieben die Schulsanitäter auch Dienst im Arztzimmer. Das findet vor allem in der großen Frühstücks- sowie in der Mittagspause statt. Eigentlich war eine Bereitschaft auf dem Hof beziehungsweise in der Mensa angedacht. Da die meisten verletzten Schülerinnen und Schüler ab gleich das Arztzimmer aufsuchen, hat sich dieser Bereitschaftsdienst als sinnvoller erwiesen.
Mittlerweile sind die Sani-Kräfte auch bei den restlichen Schülerinnen und Schülern anerkannt. Denn in jeder Klasse gibt es mindestens eine Person, die bereits mit den Schulsanitätern in Kontakt gekommen sind. Und die beste Werbung ist bekanntlich, wenn jemand mit der Behandlung zufrieden war.
Mit GTA-Angebot wird auf Nachwuchs gehofft
Mit ihrem Engagement unterstützen die Schülerinnen und Schüler sowohl die Lehrer als auch das Sekretariat. Frau Lange (Schulsekretärin) findet für die Schulsanitäter nur lobende Worte: „Die Jungen und Mädchen sind einfach viel besser geschult als wir, weil sie immer wieder Ausbildungen bekommen. Ihre Hilfe ist für uns eine echte Unterstützung.“ Die Schulsanitäter haben ein eigenes Protokoll. Dieses dient für den Überblick und kann bei Bedarf dem Rettungsdienst mitgegeben werden.
Da Florian und zwei weitere Mitstreiter am Schuljahresende die FES verlassen, hofft er, dass durch das GTA-Angebot der Nachwuchs weiterhin gesichert wird. Die GTA wird allerdings erst ab Klasse sechs angeboten. Wer also in der entsprechenden Klassenstufe ist und Interesse am Sanitätsdienst hat, meldet sich am besten bei Herrn Mierich.
Florian hat einen großen Wunsch: Er möchte gern, dass auch neue Lehrkräfte sowie Praktikanten zukünftig über den Schulsanitätsdienst informiert werden. Denn es gibt noch einige Lehrerinnen und Lehrer, die das gar nicht gern sehen, wenn die Schulsanitäter mitten im Unterricht zu einem Einsatz gerufen werden.